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Museums - und Ausstellungstipps

 
Freiburg: Leben vor der Stadt
Dritter Teil der Ausstellungstrilogie zur Freiburger Archäologie startet am 13. September im Colombischlössle

Wie sah das Leben vor der Stadt aus? Der letzte Teil der archäologischen Ausstellungstrilogie zum Stadtjubiläum beantwortet diese Frage aus zwei Perspektiven – zeitlich und räumlich. Ab Sonntag, 13. September ist die Ausstellung „freiburg.archäologie – Leben vor der Stadt“ im Archäologischen Museum Colombischlössle zu sehen. Sie läuft bis Sonntag, 29. August 2021.

Schon vor 16.000 Jahren haben Menschen am Tuniberg Rentiere gejagt, in der Bronze- und Eisenzeit das Umland besiedelt und in der Spätantike an der Grenze zum Römischen Reich gelebt. Im späten 3. Jahrhundert fanden alamannische Bevölkerungsgruppen im Breisgau eine neue Heimat. In der Merowingerzeit vom 5. bis 7. Jahrhundert entwickelte sich dann eine hierarchisch aufgebaute Gesellschaft mit hochspezialisiertem Handwerk.

Archäologische Funde vermitteln den Besucherinnen und Besuchern der Ausstellung im Colombischlössle ein Bild vom Leben der Menschen in der Region, von steinzeitlichen Pfeilspitzen über römische Tonscherben bis zu frühmittelalterlichen Schwertern. Ertragreiche Böden und vielseitige Rohstoffe verhalfen den Burgen auf dem Kybfelsen, dem Schlossberg und dem Zähringer Burgberg sowie der jungen Stadt im Mittelalter zum Wachstum.

Wo genau Archäologinnen und Archäologen die Fundstücke ausgegraben haben, darüber gibt eine außergewöhnliche Medienstation Auskunft. Ein Geländemodell bildet das Freiburger Umland ab, vom Elztal bis zum Kaiserstuhl, von Staufen bis zum Schauinsland. Diese Technologie, die als projection mapping bekannt ist, verwandelt das Modell in eine dreidimensionale Leinwand, indem es von oben Bildmaterial darauf projiziert. So erleben Neugierige hautnah, was zu verschiedenen Zeiten in der Region ges hah. Sie sehen, wie sich die Umwelt seit der letzten Eiszeit verändert hat, entdecken brandneue Ausgrabungsergebnisse und erkunden die Fundstellen der ausgestellten Objekte. Diese innovative Form, archäologische Forschungsergebnisse anschaulich zu präsentieren, ist in der Oberrhein-Region bislang einzigartig.

Ein virtueller Ausstellungsrundgang und aktuelle Informationen zum Begleitprogramm stehen auf www.freiburg.de/leben-vor-der-stadt.

Die Ausstellungseröffnung mit Gebärdensprachdolmetscherinnen findet am Sonntag, 13. September virtuell statt: Der Live-Stream startet um 11 Uhr unter www.facebook.com/arcomuseumfreiburg. Es sprechen Beate Grimmer-Dehn, Direktorin des Archäologischen Museums Colombischlössle, Professor Claus Wolf vom Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg, Kulturbürgermeister Ulrich von Kirchbach und der Leitende Direktor der Städtischen Museen Freiburg, Tilmann von Stockhausen.

Anlässlich des Tags des offenen Denkmals ist der Eintritt ins Museum am Sonntag, 13. September, frei. Das Programm findet im Corona-Jahr 2020 online statt.

Das Archäologische Museum Colombischlössle, Rotteckring 5, ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr, mittwochs bis 19 Uhr geöffnet. Die Tickets kosten 5 Euro, ermäßigt 3 Euro. Für Mitglieder des Freundeskreises und mit Museums-Pass-Musées ist der Eintritt kostenfrei. Freien Eintritt erhalten zudem junge Menschen unter 27 Jahren bis zum 31. Juli 2021 anlässlich des Stadtjubiläums. Ab dem 1. August 2021 ist der Eintritt unter 21 Jahren frei.

Die ersten Teile der Ausstellungstrilogie sind weiterhin zu sehen: „freiburg.archäologie – 900 Jahre Leben in der Stadt“ im Augustinermuseum bis Sonntag, 4. Oktober 2020; und „freiburg.archäologie – 200 Jahre Forschen in der Stadt“ im Museum für Stadtgeschichte bis Sonntag, 21. Februar 2021.
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Aufruf: Städtische Museen Freiburg suchen Objekte für Kolonialismus-Ausstellung
Für die Ausstellung „Kolonialismus – Gestern? Heute!“ sind die Städtischen Museen Freiburg auf der Suche nach Ausstellungsobjekten. Wer Gegenstände, die in Verbindung mit dem deutschen oder europäischen Kolonialismus stehen, zu Hause aufbewahrt und diese als Leihgaben für die Ausstellung zur Verfügung stellen möchte, kann sich an die Projektleiterin Beatrix Ihde wenden (beatrix.ihde@stadt.freiburg.de, Tel. 0761/201 2546).

Willkommen sind zum Beispiel Bilder, Briefe und Briefmarken, Bücher, Post- oder Landkarten. Auch wer persönliche oder familiäre Bezüge zum Thema Kolonialismus hat und diese teilen möchte, ist eingeladen, sich zu melden.

Einige Freiburger Bürgerinnen und Bürger haben bereits Objekte zugesagt. Darunter findet sich etwa die großformatige Fotografie eines berittenen Soldaten in deutscher Kolonialuniform. Der Reiter ist ein Freiburger, dessen Enkel und Urenkel noch heute in der Stadt leben. Er hatte sich Ende des 19. Jahrhunderts freiwillig beim Badischen Regiment zur Militärausbildung gemeldet, die ihn auf den Einsatz in Namibia vorbereitete. Ein Aufruf zum Freiwilligendienst warb mit einer Festanstellung im Badischen Staatsdienst nach Ende der Militärzeit. Die Aufnahme entstand in Namibia. Sie hing lange Zeit als persönliche Erinnerung an den Großvater im Büro des Enkels. Dieser nahm es aufgrund kritischer Nachfragen schließlich ab und stellt es nun den Städtischen Museen Freiburg für die Kolonialismus-Ausstellung zur Verfügung.
 
 

 
Veranstaltungstipps der Städtischen Museen Freiburg vom 31.08. bis 6.09.
Augustinermuseum

Hinweis: Derzeit laufen im Augustinermuseum Untersuchungen am Bau. Deshalb ist das Dachgeschoss nicht zugänglich. Aktuell sind außerdem ein Glaskabinett in der zweiten Etage und die südliche Empore geschlossen. Das Museum ist damit nur eingeschränkt barrierefrei, der Aufzug fährt nur bis ins erste Obergeschoss zum Kaiserfenster. Es gilt ein reduzierter Eintrittspreis von 5 Euro, ermäßigt 3 Euro, Sonderausstellung ausgenommen.

Kunstpause: Bauhandwerk in Freiburg
„Bauhandwerk in Freiburg“ ist der Titel einer Kurzführung am Mittwoch, 2. September, um 12.30 Uhr in der Ausstellung „freiburg.archäologie – 900 Jahre Leben in der Stadt“ im Augustinermuseum am Augustinerplatz. Bertram Jenisch gibt anhand ausgewählter Funde Einblicke in das jahrhundertelange Bauhandwerk der Stadt Freiburg. Die Teilnahme kostet den regulären Eintritt von 7 Euro, ermäßigt 5 Euro.
Die Teilnahmezahl ist begrenzt. Eine Anmeldung per Mail an museumspaedagogik@stadt.freiburg.de ist bis Dienstag, 1. September, 15 Uhr erforderlich.

Orgelmusik im Augustinermuseum
Alena Hartmann von der Hochschule für Musik Freiburg spielt am Samstag, 5. September, um 12 Uhr ausgewählte Stücke auf der Welte-Orgel im Augustinermuseum am Augustinerplatz. Das Konzert kostet den regulären Eintritt von 5 Euro, ermäßigt 3 Euro.
Die Teilnahmezahl ist begrenzt. Eine Anmeldung per Mail an museumspaedagogik@stadt.freiburg.de ist bis Donnerstag, 3. September, 15 Uhr erforderlich.

Führung: 900 Jahre Leben in der Stadt
Eine Führung durch die Ausstellung „freiburg.archäologie – 900 Jahre Leben in der Stadt“ findet am Sonntag, 6. September, um 10.30 Uhr im Augustinermuseum am Augustinerplatz statt. Besucherinnen und Besucher erhalten einen umfassenden Einblick in die Stadtgeschichtsforschung vom Zeitpunkt der Verleihung des Marktrechts bis in die Neuzeit. Wer teilnehmen möchte, zahlt 2,50 Euro zuzüglich Eintritt von 7 Euro, ermäßigt 5 Euro.
Die Teilnahmezahl ist begrenzt. Eine Anmeldung per Mail an museumspaedagogik@stadt.freiburg.de ist bis Donnerstag, 3. September, 15 Uhr erforderlich.

Haus der Graphischen Sammlung

Führung: Freiburgs erster Fotograf
Eine Führung durch die Ausstellung „Gottlieb Theodor Hase – Freiburgs erster Fotograf“ findet am Samstag, 5. September, um 10.30 Uhr im Haus der Graphischen Sammlung im Augustinermuseum, Salzstraße 32, statt. Die Teilnahme kostet 2,50 Euro zuzüglich Eintritt von 5 Euro, ermäßigt 3 Euro.
Die Teilnahmezahl ist begrenzt. Eine Anmeldung per Mail an museumspaedagogik@stadt.freiburg.de ist bis Donnerstag, 3. September, 15 Uhr erforderlich.

Museum für Neue Kunst

Führung: Priska von Martin
Eine Führung durch die Ausstellung „Priska von Martin“ findet am Sonntag, 6. September, um 10 Uhr im Museum für Neue Kunst, Marienstraße 10a, statt. Die Teilnahme kostet 2,50 Euro zuzüglich Eintritt von 7 Euro, ermäßigt 5 Euro.
Die Teilnahmezahl ist begrenzt. Eine Anmeldung per Mail an museumspaedagogik@stadt.freiburg.de ist bis Donnerstag, 3. September, 15 Uhr erforderlich.

Archäologisches Museum Colombischlössle

Kurzführung: Vom Trainingsplatz in die Schreibstube
„Vom Trainingsplatz in die Schreibstube“ ist das Thema einer Kurzführung zur Mittagszeit am Mittwoch, 2. September, um 12.30 Uhr im Archäologischen Museum Colombischlössle, Rotteckring 5. Archäologin Angelika Zinsmaier gibt Einblicke in die Ausstellung „Der römische Legionär – Weit mehr als ein Krieger“ und eröffnet neue Perspektiven auf die zahlreichen Arbeitsgebiete und Tätigkeiten der Legionäre in Friedenszeiten. Die Teilnahme kostet den regulären Eintritt von 5 Euro, ermäßigt 3 Euro.
Die Teilnahmezahl ist begrenzt. Eine Anmeldung per Mail an museumspaedagogik@stadt.freiburg.de ist bis Dienstag, 1. September, 15 Uhr erforderlich.
 
 

 
Veranstaltungstipps der Städtischen Museen Freiburg vom 24. bis 30. August
Augustinermuseum
Hinweis: Derzeit laufen im Augustinermuseum Untersuchungen am Bau. Deshalb ist das Dachgeschoss nicht zugänglich. Aktuell sind außerdem ein Glaskabinett in der zweiten Etage und die südliche Empore geschlossen. Das Museum ist damit nur eingeschränkt barrierefrei, der Aufzug fährt nur bis ins erste Obergeschoss zum Kaiserfenster. Es gilt ein reduzierter Eintrittspreis von 5 Euro, ermäßigt 3 Euro, die Sonderausstellung ist ausgenommen.

Kunstpause: Graviertes Gold in der mittelalterlichen Malerei
„Gravierte Goldhintergründe in der mittelalterlichen Malerei“ ist der Titel einer Kurzführung mit Restauratorin Sabrina Kunz. Sie findet am Mittwoch, 26. August, um 12.30 Uhr im Augustinermuseum am Augustinerplatz statt. Die Teilnahme kostet den regulären Eintritt von 5 Euro, ermäßigt 3 Euro. Die Teilnahmezahl ist begrenzt. Eine Anmeldung per Mail an museumspaedagogik@stadt.freiburg.de oder telefonisch unter 0761 / 201-2501 ist bis Dienstag, 25. August, 15 Uhr erforderlich.

Orgelmusik
Min Woo von der Musikhochschule Freiburg spielt am Samstag, 29. August, um 12 Uhr ausgewählte Stücke auf der Welte-Orgel im Augustinermuseum am Augustinerplatz. Das Konzert kostet den regulären Eintritt von 5 Euro, ermäßigt 3 Euro. Die Teilnahmezahl ist begrenzt. Eine Anmeldung per Mail an museumspaedagogik@stadt.freiburg.de oder telefonisch unter 0761 / 201-2501 ist bis Donnerstag, 27. August, 15 Uhr erforderlich.

Führung: 900 Jahre Leben in der Stadt
Eine Führung durch die Ausstellung „freiburg.archäologie – 900 Jahre Leben in der Stadt“ findet am Sonntag, 30. August, um 10.30 Uhr im Augustinermuseum am Augustinerplatz statt. Besucherinnen und Besucher erhalten einen umfassenden Einblick in die Stadtgeschichtsforschung vom Zeitpunkt der Verleihung des Marktrechts bis in die Neuzeit. Wer teilnehmen möchte, zahlt 2,50 Euro; zuzüglich Eintritt von 7 Euro, ermäßigt 5 Euro. Die Teilnahmezahl ist begrenzt. Eine Anmeldung per Mail an museumspaedagogik@stadt.freiburg.de oder telefonisch unter 0761 / 201-2501 ist bis Donnerstag, 27. August, 15 Uhr erforderlich.

Museum für Stadtgeschichte

Führung: Stadtgeschichte(n) aufgedeckt
„Stadtgeschichte(n) aufgedeckt – Von der Ausgrabung zum virtuellen Modell“ lautet der Titel einer Führung durch die Ausstellung „freiburg.archäologie – 200 Jahre Forschen in der Stadt“ am Samstag, 29. August, um 10.30 Uhr im Museum für Stadtgeschichte, Münsterplatz 30. Wer teilnehmen möchte, zahlt 2,50 Euro; zuzüglich Eintritt von 3 Euro, ermäßigt 2 Euro. Die Teilnahmezahl ist begrenzt. Eine Anmeldung per Mail an museumspaedagogik@stadt.freiburg.de oder telefonisch unter 0761 / 201-2501 ist bis Donnerstag, 27. August, 15 Uhr erforderlich.

Museum für Neue Kunst

Führung: Priska von Martin
Eine Führung durch die Schau „Priska von Martin“ findet am Sonntag, 30. August, um 10 Uhr im Museum für Neue Kunst, Marienstraße 10a, statt. Die Teilnahme kostet 2,50 Euro; zuzüglich Eintritt von 7 Euro, ermäßigt 5 Euro. Die Teilnahmezahl ist begrenzt. Eine Anmeldung per Mail an museumspaedagogik@stadt.freiburg.de oder unter Tel. 0761 / 201-2501 ist bis Donnerstag, 27. August, 15 Uhr erforderlich.

Museum Natur und Mensch

Führung: Ausgepackt
Die Sammlungen des Museums Natur und Mensch beherbergen tausende Dinge aus aller Welt. Aber wie und wann kamen sie nach Freiburg? Die spannenden Geschichten hinter den Objekten enthüllt eine Führung durch die Ausstellung „Ausgepackt! 125 Jahre Geschichten(n) im Museum Natur und Mensch“ am Sonntag, 30. August, um 14 Uhr im Museum Natur und Mensch, Gerberau 32. Die Teilnahme kostet 2,50 Euro; zuzüglich Eintritt von 5 Euro, ermäßigt 3 Euro. Die Teilnahmezahl ist begrenzt. Eine Anmeldung per Mail an museumspaedagogik@stadt.freiburg.de oder telefonisch unter 0761 / 201-2501 ist bis Donnerstag, 27. August, 15 Uhr erforderlich.
 
 

 
Lucy McKenzie – Prime Suspect
10. September 2020 - 21. Februar 2021
Museum Brandhorst I Bayerische Staatsgemäldesammlungen
Untergeschoss

„Lucy McKenzie - Prime Suspect“ ist die erste internationale Überblicksschau der in Brüssel lebenden schottischen Künstlerin Lucy McKenzie (geb. 1977). Die Ausstellung versammelt etwa 80 Werke aus der Zeit von 1997 bis heute und bringt Beispiele aus allen bedeutenden Werkgruppen der Künstlerin zusammen. Angefangen bei ihren frühen Arbeiten, die sich mit Inszenierung und Ikonografie des internationalen Sports ebenso auseinandersetzen wie mit der politischen Dimension von Nachkriegs-Wandmalereien, über die Beschäftigung mit Architektur und Innenarchitektur des Fin de Siècle, aber auch der belgischen Illustration der 1950er-Jahre bis hin zur fortlaufenden Erkundung der miteinander verwobenen Geschichte von Mode und Verkaufsdisplays hat sich McKenzie als eine einzigartige künstlerische Stimme ihrer Generation etabliert.

In „Top of the Will“ (1998/99), einem der frühesten Werke in der Ausstellung, klebte sie inszenierte Fotos von sich und ihren Freundinnen, bekleidet mit Turnuniformen, die denen sowjetischer Mannschaften der 1970er-Jahre nachempfunden sind, direkt auf die Wand, dazwischen eingestreut herausgerissene Seiten aus alten Büchern und Zeitschriften. In der Nebeneinanderstellung von Fakten und Fiktion, Dokumentation und Imitation – und dies in einer Aufmachung, die an Jugendzimmerdeko oder an die aus unzähligen Detektivfilmen bekannte „Beweismittelwand“ erinnert – erweist sich bereits eine Verbindung von fanartiger Begeisterung und forensischer Analyse, die zu den durchgängigsten Merkmalen von McKenzies Praxis gehört.

In den letzten zwei Jahrzehnten hat die Künstlerin Bilder, Objekte und Motive aus einer Vielzahl historischer Momente und Kontexte herausgegriffen, sie umgestaltet und ein sich einfachen Kategorisierungen entziehendes Werk geschaffen, das aber auch aus diesem Grund umso überzeugender ist. Sie belebte die alte Tradition der Trompe-l’œil-Malerei neu – deren Bilder so realistisch gemalt sind, dass sie buchstäblich das „Auge täuschen“ – und benutzt sie als Mittel, um sich frühere Stile und Epochen in Kunst und Design zu eigen zu machen, sie zu kritisieren und neu zu imaginieren. So beleuchtet sie eine alternative Geschichte der modernen Kunst und lässt die sogenannten „angewandten Künste“ als Protagonisten einer Erzählung auftreten, die von etablierten Chronologien der Moderne und der Avantgarde abweicht.

Trotz ihrer beeindruckenden Fähigkeiten als Malerin hat sich McKenzie konsequent geweigert, eine Form der visuellen oder materiellen Produktion gegenüber einer anderen zu privilegieren. Immer wieder betont sie volkstümliche und kollaborative Praktiken, die historisch im Kontext der bildenden Kunst marginalisiert oder geringgeschätzt wurden. Die großformatige Installation „Interior“ (2007) und das Monumentalgemälde „Ludwig Haus“ (2009) vereinen beide eine Vielzahl innenarchitektonischer Entwürfe des Fin de siècle u. a. von Charles Rennie Mackintosh und Victor Horta, vergrößern kleine Aquarellskizzen und Präsentationszeichnungen im architektonischen Maßstab 1:1. Ungeachtet dieser massiven Verschiebung, die aus den Gemälden zugleich Environments macht, bewahrt jedes Werk doch die provisorische Qualität seiner Ausgangsmaterialien. Seit Kurzem befasst sich McKenzie auch mit scheinbar so disparaten Feldern wie der visuellen Rhetorik von Kartografie und Werbung. Ihre „Quodlibet“-Bilderserie, bestehend aus Trompe-l’œil-Gemälden von Pinnwänden und Tischarrangements, führt sie in die dritte Dimension erweitert fort, was die Beziehung zwischen dem Dargestellten und dem Gegenstand an sich zusätzlich noch destabilisiert.

Auch die Politik der Geschlechter, der Platz der Frau und die Darstellung des weiblichen Körpers in Kunst, Architektur und Mode des 20. Jahrhunderts ziehen sich thematisch wie ein roter Faden durch die gesamte Ausstellung. Während das frühe Gemälde „Curious“ (1998) die Erotisierung von Sportlerinnen in den Massenmedien herausstellt, geht es „Copy of Untitled“, 2005 (2014) um die Banalität sexueller und pornografischer Inhalte in der zeitgenössischen Kultur. „Co? Në!“ (2004) gibt vor, ein Werbewandbild der 1960er-Jahre für ein fiktives Damen-Deodorant zu sein, „Mooncup“ (2012) hingegen zeigt eine riesige (unautorisierte) Werbung für einen realen britischen Hersteller von Menstruationstassen aus Silikon. Neuere Arbeiten wie „Vionnet Salon Murals after Georges de Feure“ (2016) und „Rebecca“ (2019) knüpfen an das Vermächtnis der frühen französischen Modedesignerin Madeleine Vionnet an: Diese war bekannt für die mathematische Präzision ihrer Kleiderkreationen und für die Kombination konstruktiver Details mit dekorativen Effekten, wodurch sich zusätzliche Zierelemente erübrigten.

Mode, ihre Verbreitung und Präsentation sind zentrale Anliegen des Atelier E.B, McKenzies fortlaufender Zusammenarbeit mit der schottischen Designerin Beca Lipscombe. Das 2007 zunächst als Büro für Innenarchitektur gegründete Atelier E.B. wandelte sich 2011 zu einem erfolgreichen Prêt-à-porter-Modelabel, das hochwertige schottische Materialien und Handnähkunst miteinander verbindet. Inzwischen dient es auch als eine Art künstlerisches Forschungsbüro, erkundet die Geschichte von Mode und visueller Präsentation – auf Weltausstellungen und in Heimatmuseen, in Kaufhäusern und Ladengeschäften – und stellt seine Ergebnisse in Form von Ausstellungen und Publikationen vor. Die grundlegend hybride Natur des Atelier E.B veranschaulicht exemplarisch das architektonische Werk „Faux Shop“ (2018), das 2019 vom Museum Brandhorst erworben wurde: Es fungiert als Schaufenster für die Jasperwear-Kollektion wie auch als riesige und eigenständige skulpturale Trompe-l’lœil-Installation.

Der Titel der Ausstellung, „Prime Suspect“, spielt auf die Weise an, in der McKenzies Ausstellungen oft ähnlich wie Detektivgeschichten funktionieren: Eine fiktive Prämisse bietet die Struktur für eigene Untersuchungen, um im Rückgriff auf historisches Material wichtige und nachhallende Fragen über die zeitgenössische Gesellschaft zu stellen. Gleichzeitig verweist der Titel auf die Ungreifbarkeit der Künstlerin selbst in diesem Prozess – in dem sie hinter das in ihrem Werk dicht gewebte Netz von Bezugnahmen zurücktritt – und auf die Herausforderungen, die sich dadurch für das traditionelle Modell der Einzelausstellung ergeben. Über die enorme Vielseitigkeit ihres Œuvres hinaus überrascht auch die formale Variationsbreite von einer Werkgruppe zur nächsten. Mit großem technischem Geschick hat McKenzie eine Methodik entwickelt, die es ihr erlaubt, die Malstile historischer Künstlerinnen und Künstler aufzugreifen und sich vorübergehend in sie einzufinden. Dabei agiert sie jedoch weniger als Nachahmerin denn als Pathologin oder Method-Actress: Die Imitation dient nicht als eine Form der Täuschung, sondern zu einem besseren Verständnis ihrer Subjekte (seien es Einzelpersonen, Bewegungen, Ideologien oder eine Kombination aus ihnen): um Einblick in sie zu gewinnen, um zu erkennen, was sie im Innersten antreibt. Auch ihr häufiger Einsatz bestehenden historischen Materials unterscheidet sich wesentlich von dem aus der Kunst der 1980er-Jahre bekannten Modell der Appropriation, bei dem Künstlerinnen und Künstler oft die Autorität ihrer Quellen und deren Anspruch auf Authentizität zu unterminieren suchten. Vielmehr übernimmt McKenzie selbst die Rolle der Detektivin, deckt unbeachtete Details aus der Vergangenheit auf und artikuliert sie neu, offenbart etwas von ihrem ursprünglichen Reiz und von den sozialen Beziehungen, die an ihrer Entstehung mitgewirkt haben, sodass wir sie in der Gegenwart besser verstehen können.

Begleitend zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher und reich bebilderter Katalog, der die gesamte Bandbreite von McKenzies Werk dokumentiert. Er enthält neu verfasste Textbeiträge von Mason Leaver-Yap, Leah Pires, Anne Pontégnie und Jacob Proctor sowie eine Kurzgeschichte der Künstlerin. [350 Seiten, zahlreiche Farbabbildungen. Herausgegeben vom Museum Brandhorst in Zusammenarbeit mit Walther König].

Kurator: Jacob Proctor

Die Ausstellung wird gefördert von
PIN. Freunde der Pinakothek der Moderne e.V.
HEJPIX
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Karlsruhe: Zwei Führungen durch die Ausstellung "Charleston und Gleichschritt"
Das Stadtmuseum bittet um Anmeldung bis zu drei Tage vorher

Im August bietet das Stadtmuseum im Prinz-Max-Palais noch zwei Rundgänge durch die aktuelle Sonderausstellung "Charleston und Gleichschritt. Karlsruhe in der Weimarer Republik" an. Die Führung mit Helene Seifert am Sonntag, 23. August, um 15 Uhr befasst sich mit dem Thema "Neues Wohnen und Neues Bauen – Architektur in der Weimarer Republik". Am Donnerstag, 27. August, um 18 Uhr steht ein Rundgang mit Judith Göhre auf dem Plan, die Interessierten unter dem Titel "Wochenend‘ und Sonnenschein" Freizeit und Naherholung in der Weimarer Republik näher bringt.

Aufgrund der aktuellen Bestimmungen ist die Teilnehmerzahl begrenzt. Um Anmeldung bis drei Tage vor dem jeweiligen Führungstermin unter stadtmuseum@kultur.karlsruhe.de oder Tel. 0721/133-4231 wird gebeten. Für die Teilnahme ist das Tragen einer Alltagsmaske Pflicht.

Die für Sonntag, 30. August, um 11.15 Uhr geplante Führung im Pfinzgaumuseum in der Durlacher Karlsburg entfällt wegen weiterhin andauernder Bauarbeiten.
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Museum Natur und Mensch weitet Provenienzforschung aus
Förderung durch Deutsches Zentrum Kulturgutverluste

Das Freiburger Museum Natur und Mensch vertieft die Provenienzforschung zur Herkunft von Objekten der Ethnologischen Sammlung. Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste unterstützt das Vorhaben mit der Förderung einer Stelle. Das Projekt ist Teil des Förderbereichs „Kultur- und Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten“. Seit Juli ist dafür der Ethnologe Godwin Kornes am Museum tätig.

Die Ethnologische Sammlung des Museums Natur und Mensch verwahrt fast 3.000 Objekte aus Ozeanien. Mehr als 1.200 Ethnografika aus dieser Sammlung sind im Zeitraum der deutschen Kolonialherrschaft in Ozeanien ans Haus gekommen. Ein bedeutender Bestand ist dabei auf das Sammler-Ehepaar Eugen und Antonie Brandeis zurückzuführen.

Der ehemalige kaiserliche Landeshauptmann Eugen Brandeis und seine Ehefrau Antonie hatten vor allem auf den Marshallinseln und Samoa insgesamt 279 Objekte zusammengetragen. 1901 vermachten sie dieses Konvolut dem damaligen Museum für Natur- und Völkerkunde.

Ziel des geförderten Projekts ist es, die Herkunft der Objekte aus der Sammlung Brandeis zu erforschen – gemeinsam mit Partnerinnen und Partnern aus den Urhebergesellschaften, aus denen die Objekte stammen. Zudem soll das Leben und die Sammlungstätigkeit von Eugen und Antonie Brandeis aufgearbeitet werden. Besonders die Rolle Antonies gilt es zu beleuchten. Sie hat den Großteil der Sammlung verantwortet, in ihrer Rolle als Sammlerin stand sie jedoch weitgehend im Schatten ihres einflussreichen Mannes.

„Wir möchten unseren Beitrag zur Aufarbeitung des Kultur- und Sammlungsgutes aus kolonialen Kontexten leisten. Das bedeutet vor allem, das Handeln kolonialer Akteure in den Blick zu nehmen und schließlich die eigene Sammlung neu zu bewerten“, so Tina Brüderlin, Leiterin der Ethnologischen Sammlung.

Das Museum Natur und Mensch freut sich ausdrücklich über Informationen und Hinweise seitens der Öffentlichkeit, was das Leben von Eugen und Antonie Brandeis, ihren Sammlungstätigkeiten und Verbindungen zu Freiburg betrifft. Ansprechpartner ist der Projektleiter Godwin Kornes, zu erreichen unter der Telefonnummer 0761 / 201-2542 oder per Mail an godwin.kornes@stadt.freiburg.de.
 
 

 
Bayreuth: Zusätzliches Wahnfried-Konzert 2020
Lohengrin-Sextett am 28. August, 18 und 20 Uhr (Uraufführung)

Auf den Tag genau 170 Jahre nach der Lohengrin-Uraufführung in Weimar kommt in Haus Wahnfried eine Kammermusikfassung für Streichsextett zur Uraufführung – geschrieben von Benjamin Beck, Solo-Bratschist des Bayreuther Festspielorchesters.

Trotz Corona-Krise und Ausfalls der Bayreuther Festspiele setzt das Richard Wagner Museum auch in diesem Jahr die erfolgreichen und beliebten Wahnfried-Konzerte fort und kann erfreulicherweise ein weiteres Wahnfried-Konzert am 28. August 2020 ankündigen.

„Eine ungeheure Sehnsucht ist in mir entflammt, dies Werk aufgeführt zu wissen. Ich lege Dir hiermit meine Bitte an das Herz. Führe meinen Lohengrin auf!“ – Dieser Bitte Wagners an Liszt wird am 28. August entsprochen – auf den Tag genau 170 Jahre nach der Lohengrin-Uraufführung in Weimar. Benjamin Beck, Solo-Bratschist des Bayreuther Festspielorchesters, hat eigens dafür eine Kammermusikfassung für Streichsextett geschrieben. Auszüge des Arrangements erklangen bereits Anfang August beim Seebühnen-OpenAir mit Klaus-Florian Vogt und Camilla Nylund.

Für diese neue Version hat Benjamin Beck die schönsten und dramatischsten Passagen der Oper aufgegriffen und sie entsprechend der drei Akte in einer dreisätzigen Version zusammengefasst. Das Streichsextett ist ideal geeignet, um orchestrale Klangfülle mit Expressivität zu verbinden. Somit lädt diese Kammermusikfassung der großen Oper Wagner-Freunde dazu ein, die Erzählung nachzuverfolgen – und diejenigen, die die Oper nicht kennen, die feinsinnige und leidenschaftliche Musik zu genießen.

Es spielen:
Martina Trumpp, VIOLINE Nazar Totovyitskyi, VIOLINE
Benjamin Beck, VIOLA
Stephan Knies, VIOLA
Stanislas Kim, CELLO
Guillaume Artus, CELLO

Terminverschiebungen und auch gegebenenfalls kurzfristige Absagen von Veranstaltungen sind angesichts der sich laufend ändernden Rahmenbedingungen möglich. Außerdem gelten für alle Veranstaltungen die jeweils aktuellen Sicherheits- und Hygienebestimmungen. Dies bedeutet nach heutigem Stand vor allem die Einhaltung der Abstandsregeln, Maskenpflicht und die Erfordernis der Registrierung von Namen, Adressen und Telefonnummern der Besucher (Datenerhebung gem. Art. 13 der EU-Verordnung 2016/679). Hierfür bitten wir um Verständnis!

Kartenverkauf
• Derzeit gibt es leider kein Ticketangebot im Vorverkauf.
Restkarten erhalten Sie ggf. an der Abendkasse ab 17 Uhr.
• Der Eintritt beträgt 35 Euro für einen Einzelplatz und 50 Euro für einen Doppelplatz (ausschließlich für 2 Personen, die nach den aktuell gültigen Regelungen im Verhältnis zueinander von den Kontaktbeschränkungen befreit sind, beispielsweise bei in häuslicher Gemeinschaft Zusammenlebenden).
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